Kuration/Meta-Komposition
Kuration des Saisonprogramms des Ensemble Tzara, umgedeutet zur Meta-Komposition bestehend aus drei Teilen:
I. Menschwerdung
II. Affirmationen
III. Das Glück des Nein-Sagens
Die Meta-Komposition basiert auf das Kapitel Religion, Moral und Erkenntnis aus Gilles Deleuzes Buch Nietzsche und die Philosophie. Religion, Moral und Erkenntnis wurden zunächst auf die Neue Musik übertragen: inwiefern haben sich diese drei Felder ‚reaktiver Kräfte‘ in die Neue Musik ausdifferenziert? Aus Religion wurde das Wahrheitsgebot, aus Moral das Kritikgebot, aus Erkenntnis das Strukturgebot. (Im Vortrag Affirmative Kritik, gehalten an den Darmstädter Ferienkursen 2018, präsentierte ich diesen Sachverhalt).
Die drei ‚Themen‘ (Wahrheit/Struktur/Kritik) wurden in einem zweiten Schritt den drei Teilen der Meta-Komposition zugeordnet. Jeder der Teile wurde seinerseits einem basalen Kontext eingepflegt: Natur, Privatheit, Öffentlichkeit. Die Kontexte werden – so ist der Plan – mittels des Schubertwerkes im Nachhinein per Videoaufzeichnung/-Schnitt zusammengeführt und übereinandergelagert. Der Besuch aller drei Teile wird die Meta-Komposition allmählich erkennbar machen: bestimmte Szenen, auffällige Aktionen, einprägsame Sätze, etc, werden zu Material umgedeutet und wie ein Leitmotiv behandelt. Insofern sind die Teile stets auch Materiallieferanten für die kommenden Teile; nach Aufführung von Teil I zeichnet sich ab, was in Teil II passieren wird.
Das von Deleuze als affirmative Philosophie bezeichnetes Werk Nietzsches diente vorliegend als Anreiz, ebendiese Haltung künstlerisch anzuwenden. Welche künstlerische Strategien daraus abgeleitet wurden, wird demnächst in einem Sammelband publiziert (Link folgt).
I. (Religion)/Wahrheit – ‚Menschwerdung‘: gesucht wurden KomponistInnen, in deren Schaffen Religion eine wichtige Rolle spielt. Das Ensemble und ich wählten Galina Ustvolskaja, Olivier Messiaen und Arvo Pärt. Ausgenommen von dieser Vorgabe sind die UA von Trond Reinholdtsen und Schuberts op. 100 Nr. 2.
Reinholdtsens Werk nimmt Bezug auf die gesamte Meta-Komposition, Schuberts Werk transformiert sich von Teil zu Teil zu einem Werk Franks. Beide Werke sollen insofern die Einheit der drei Teile der Meta-Komposition stärken.
Kontext: Natur (Stadtwald in Zürich, Käferberg)
Deleuze-Hintergrund: ‚Religion‘ (aus ‚Religion, Moral und Erkenntnis‘).
Übersetzung in die Neue Musik: Wahrheitsgebot.
Datum: 7.9.2019
Ort: Käferberg, Zürich
II. Affirmationen
Kontext: Privatheit (Stadtwohnung in Zürich)
Deleuze-Hintergrund: ‚Erkenntnis‘ (aus ‚Religion, Moral und Erkenntnis‘).
Übersetzung in die Neue Musik: Strukturgebot.
Datum: 10.1.2020
Ort: Langstrasse 10, Zürich
III. Das Glück des Nein-Sagens
Kontext: Öffentlichkeit (Gessnerallee Zürich)
Deleuze-Hintergrund: ‚Moral‘ (aus ‚Religion, Moral und Erkenntnis‘).
Übersetzung in die Neue Musik: Kritikgebot.
Datum: 21.3.2020
Ort: Gessnerallee Zürich