erschienen in der Neuen Zeitschrift für Musik #5_2014
Themenheft FAKE
Simulakrum: das Trugbild, das Blendwerk, die Fassade, der Schein; Von lat. simulacrum: das Bild, das Abbild, das Bildnis, die Nachbildung, das Gebilde, die Statue, das Götterbild, die Bildsäule, das Traumbild, der Schatten, das Gespenst.
In der Kultur der Perfektion, in der das postmoderne Subjekt sich um die schönen Dinge des Lebens zu kümmern hat – hier noch ein klein wenig Muskelmasse aufspritzen, da noch ein bisschen Falten glätten – verschieben sich die Problemstellungen. Fake hat Konjunktur. Wie erreiche ich effizient das perfekte Bild meiner selbst? Täusche es vor!
Eine gelungene Simulation – und sei sie noch so unglaubwürdig – erzielt bessere Erfolge, mehr Freunde, mehr Klicks als die ungeschönte Realität. Echtheit, Authentizität, Realität? Reality is so Nineties! Die technischen Voraussetzungen für ein simuliertes Leben waren noch nie so gut und werden täglich besser. Doch es sind nicht nur Profile, Fotos oder Lebensentwürfe, die sich faken und erfinden lassen, sondern auch scheinbar unhintergehbare gesellschaftliche Realitäten. Jean Baudrillard stellte dies bereits in den 70er-Jahren fest, als er mit seiner Simulationstheorie das Ende der Realität verkündete. Heute scheint eingetreten zu sein, was sich damals wie ein Science-fiction-Roman las.