Und was erlöst uns heute?

Feb 22, 2018

Ein Projekt von Patrick Frank im Rahmen der 500-Jahre Zürcher Reformation und der Veranstaltung ‚radikalisiert euch!‘ der Gessnerallee Zürich.

22.3. und 23.3. 2018, Gessnerallee Zürich

Künstlerische Leitung, Metakomposition, Komposition, Text:
Patrick Frank

Text:
Jim Igor Kallenberg, Theorie
Fahim Amir, Theorie
Patrick Frank, Theorie

Musik:
Detlev Müller-Siemens, UA: Subsong#1
Timmothy McCormack, SE: your body is a volume
Patrick Frank, UA: geschafft
Carlos Gesualdo: tenebrae factae sunt

Bühne:
Michel Schranz

Licht:
Markus Brunn

Ton:
Jürg Lindenberg

Ensemble Tzara, Ensemble, Vocalensemble larynx

Metakomposition

Das Projekt ist als Metakomposition beplant. Eine Metakomposition ist eine Komposition, die aus Kompositionen und Texten (+andere Medien) besteht. Das Material vorliegender Metakomposition bestand aus:

– 3 Streichquartette (Frank, Müller-Siemens, McCormack)
– 3 Textautoren (Amir, Frank, Kallenberg)
– 1 Videostück (Kreidler)
– 1 altes Stück (Gesualdo)
– Licht und Bühne

Die drei Streichquartette wurden in zwei Hälften geteilt (total 6x Streichquartettmusik). Die Musik, jeweils rund 10 Minuten, wechselte sich mit Texten ab, die von den Autoren vorgetragen wurden (ebenfalls stets rund 10 Minuten).
Die Form der Metakomposition wurde streng symmetrisch umgesetzt, mit einem Prolog (Videostück Kreidler) und einem Epilog (Gesualdo).
Verhandelt wurden Themen wie Reformation&Revolution, Ursprung und Wahrheit.

In affirmativer Kompositionsstrategie floss das, was thematisch verhandelt wurde, in die Inszenierung und Auswahl der Stücke ein. Dabei wurde (1) des nicht veröffentlichten affirmativen Manifests angewandt:

(1)  affirmiere, was Du thematisierst.

 

Es ist offensichtlich unerträglich, unser Dasein. Wir sitzen in der Falle des Bewusstseins unseres Selbst: zuletzt schenkte uns Gott Selbsterkenntnis, um uns in Kreativität zu üben. Wie viele Erklärungsversuche, Geschichten und Märchen sich unsere in Panik versetzte Selbsterkenntnis doch nur beschert hat! Überall Götter, mal im Team, mal als Alleinherrscher, richtend, belehrend, leitend. Und immer werden die Offenbarungen Gottes angefochten – «nein, so hatte Er es nicht gemeint!» So auch die Reformatoren, so auch Zwingli: «Das steht nicht im Text!»

Und was erlöst uns heute, da wir den Religionen die Kompetenz des Richtens über unser Dasein abgesprochen haben? Wer oder was gibt uns Antworten? Und was passiert, wenn niemand mehr antwortet?

Auch Patrik Frank und sein Team geben sie nicht, die Antwort. Aber sie stellen Fragen, beobachten die Strategien der Reformatoren und vergleichen sie mit Strategien aktueller Politik. Sind wir in den 500 Jahren weiter gekommen? Wenn ja, in welche Richtung?

Das Wort und die Musik, so wie in jeder guten Gottesinszenierung, erwarten auch die Zuschauerin dieses Gottesdienstes. Ob sie auch bekehrt wird, darüber wird intern noch gestritten. Die teaminternen Zwinglis rebellieren..